Wir brauchen eine Aufnahmeoffensive!

Der Begriff des „schlanken Staates“ wird heute immer wieder strapaziert. Völlig unberechtigt, wie sich zeigt. Denn die Forderung nach Einsparungen im Öffentlichen Dienst taucht stets dann auf, wenn es eng wird im Budget. Und eine sachliche Debatte wird nicht geführt. Was die Medien verschweigen ist die Tatsache, dass Österreich im internationalen Vergleich eine sehr schlanke Verwaltung aufweist. Nach wie vor werden von den Kolleginnen und Kollegen hervorragende Leistungen erbracht. Der österreichische Öffentliche Dienst ist eine Visitenkarte Österreichs, ein Garant für Rechtsstaatlichkeit, Sicherheit, ein bestens funktionierendes Bildungssystem und qualitätsvolle Dienstleistungen der öffentlichen Verwaltung. Er kann definitiv keine weiteren Einsparungen mehr verkraften, denn in Wahrheit haben wir ein Demografieproblem.

Die restriktive Personalpolitik der vergangenen Jahrzehnte hat dazu geführt, dass in den nächsten zehn Jahren knapp 50 Prozent aller Kolleginnen und Kollegen in den Ruhestand treten werden. Viele Bereiche leiden mittlerweile unter akuter Personalnot und Überalterung. In Österreich verzeichnen Bund, Länder und Gemeinden einen Personalstand von über 350.000 Vollbeschäftigtenäquivalenten (was für ein schreckliches Wort), dazu kommen rund 100.000 Kolleginnen und Kollegen in Landeskrankenanstalten und sonstigen ausgegliederten Dienststellen. Berücksichtigt man die Kriterien des Europäischen Systems Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen umfasst der Sektor Staat in unserem Land insgesamt rund 735.000 Personen, das bedeutet in Summe einen Anteil von 15,9 Prozent der Erwerbsbevölkerung.

Wo stehen wir im internationalen Vergleich? In den skandinavischen Staaten beträgt der Anteil rund 30 Prozent, auch im OECD-Schnitt liegt der Vergleichswert etwa 13 Prozent höher. Darüber hinaus hat die Bewältigung der Migrations- und Flüchtlingskrise den Öffentlichen Dienst zusätzlich gefordert, die dadurch hervorgerufenen Belastungen bestehen nach wie vor und werden noch lange Zeit nachwirken. Vor dem Hintergrund dieser Tatsachen wird schnell klar, dass wir dringend eine Aufnahmeoffensive brauchen.

Es liegt im Verantwortungsbereich der Politik, ausreichend Ressourcen, vor allem Personal, zur Verfügung zu stellen, damit die gesetzlich vorgeschriebenen Aufgaben auch ordnungsgemäß erfüllt werden können. Zukünftige Kolleginnen und Kollegen müssen auch ausgebildet werden, damit sie ihren verantwortungsvollen Aufgaben gerecht werden können. Daher ist rasches Handeln gefordert!

Dr. Norbert Schnedl
FCG-Bundesvorsitzender
GÖD-Vorsitzender