CLV-Generalversammlung in Oberösterreich – Bildungspolitik muss wieder Sache der LehrerInnen werden
„Die Bildungspolitik muss wieder Sache der Lehrerinnen und Lehrer sein, zu lange haben Bildungsamateure herumgedoktert“, adressierte CLV-Landesobmann und Bundesvorsitzender der Pflichtschullehrer-Gewerkschaft, Paul Kimberger, eine unmissverständliche Botschaft an die neue Bundesregierung. Er könne es schon nicht mehr hören, wenn die sogenannten Experten in Bezug auf die Schule sagen, das Bessere sei der Feind des Guten — „damit beginnt die ansteckende Krankheit der Reformitis“, so Kimberger, um zu kontern: „Wir brauchen keine bessere Schule, sondern eine gute Schule, und die haben wir.“ Nachsatz: Die Schule funktioniere „trotz Bildungsreformen“.
Auf Expertise der Lehrer und Lehrerinnen hören
GÖD-Chef und ÖGB-Vizepräsident Norbert Schnedl schlug in dieselbe Kerbe: „Wir haben in Österreich ein hervorragendes Bildungssystem, dass es immer noch funktioniert, ist euer Verdienst“, streute er den rund 6.000 TeilnehmerInnen an der CLV-Generalversammlung Rosen. Um ebenfalls in Richtung Regierung festzuhalten: „Es ist höchst an der Zeit, dass die Politik wieder auf die Expertise der Lehrerinnen und Lehrer hört“.
Politik steht immer auf der Seite der Lehrer
Wie der GÖD-Chef kam auch Landeshauptmann Thomas Stelzer zu einem lobenden Befund: „Wir haben in Oberösterreich eine gute Schule, weil wir gute Lehrerinnen und Lehrer haben“. Ihnen versicherte der Landeshauptmann die uneingeschränkte „Wertschätzung der Politik“, diese müsse „immer auf der Seite der Lehrer stehen“. Diese würden die jungen Menschen „für ein weltoffenes Oberösterreich ausbilden“, besonders unterstrichen wurde von Stelzer die Bedeutung einer „Bildung im umfassenden Sinn. Es braucht gesamthaft gestärkte Personen, um sie auch mit Veränderungen umgehen zu lassen“. Lehrer hätten durch ihre Tätigkeit als Begleiter der Schüler „wesentlichen Einfluss auf das Bild der Gesellschaft“, der CLV wiederum sei eine „Gemeinschaft, die auf Werten gründet und darauf aufbauend Vorstellungen vom Bild der Gesellschaft hat“, betonte der Landeshauptmann.
Nicht alle Probleme der Gesellschaft lösen
Dessenungeachtet unterstrich CLV-Chef Kimberger, wonach es aus Sicht der Lehrerschaft hapert: Jährlich bräuchte man 1,1 Milliarden Euro mehr, um damit etwa Doppelbesetzungen in der Volksschule und Supportpersonal zu ermöglichen, die Lehrer seien von Verwaltungsarbeit zu entlasten. „Die Schulbürokratie stiehlt pädagogische Zeit“, so Kimberger, um auch mit einem weit verbreiteten Missverständnis aufzuräumen: „Die Lehrer tun, was sie können, aber sie können nicht sämtliche Probleme der Gesellschaft lösen“, meinte er mit Seitenblick etwa auf Erziehungsdefizite oder Probleme durch die Migration. Zu Vieles werde durch die ideologische Brille diskutiert, etwa die Frage der Ganztagsschule — „aber derzeit hat nicht einmal jeder Lehrer einen eigenen Arbeitsplatz“. Es brauche mehr „Vernunft und Hausverstand und etwas weniger Zurufe“, so der Lehrervertreter, um letztlich auch „mehr Respekt und Wertschätzung“ für die LehrerInnen einzumahnen, „denn sie sind die einzigen Experten“.